Heinrich VI.
Hamburger Rathaus (Foto: B. Mancini)
Heinrich VI. (1165-1197) - der Verkannte
Heinrich VI. ist heute als Gewaltherrscher in Erinnerung, der insbesondere in Sizilien mit blutiger Hand regierte. Solche Kritik hat seinen Grund, und Heinrich dürfte die skrupellosen politischen Gepflogenheiten seiner Zeit durchaus übertroffen haben. Aber andererseits war er ein Hoffnungsträger und ein gebildeter Herrscher, der das Potenzial hatte, viele politische Hoffnungen seines Zeitalters zu erfüllen. Dazu gehörte der "Erbreichsplan", der zwar von den Reichsfürsten nicht begrüßt wurde, aber der Entwicklung des Reiches große Vorteile gebracht hätte. Stattdessen folgte nach dem (frühen) Tod Heinrichs VI. der deutsche Thronstreit zwischen Staufern und Welfen.
Geboren wurde Heinrich VI. 1165 in der Pfalz Nimwegen. Sein Vater, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, führte ihn früh in die Verantwortung der Regierungsführung ein. 1186 heiratete Heinrich VI. Konstanze, Erbin des Königsreichs Sizilien (zu welchem auch Festlands-Süditalien gehörte). 1191 fand in Rom die Krönung des Kaiserpaares statt.
Nach dem Tod Königs Wilhelm II. von Sizilien 1189 gelang es Heinrich und Konstanze zunächst nicht, die Ansprüche auf den Thron durchzusetzen, da Tankred von Lecce zum neuen König ausgerufen wurde - und vom Papst anerkannt wurde. Das Lösegeld aus der Gefangennahme des englischen Königs Richard I. Löwenherz, der sich mit Tankred von Lecce verbündet hatte, nutzte Heinrich für die Eroberung Siziliens. Weihnachten 1994 wurde Heinrich in Palermo zum König Siziliens gekrönt, fast zeitgleich mit der Geburt seines Sohnes Friedrich II. in Jesi (bei Ancona). Um die Anerkennung der Königsherrschaft durch den Papst zu erreichen, rief Heinrich VI. 1195 einen Kreuzzug aus.
Nachdem ein beträchtlicher Teil des Kreuzzugskontingents bereits in See gestochen war, starb Heinrich VI. am 28. September 1197 in Messina an den Fogen einer Seuchenkrankheit (wahrscheinlich Malaria oder Ruhr).
Lektüreempfehlung:
Gesellschaft für staufische Geschichte (Hrsg.), Kaiser Heinrich VI. - Ein mittelalterlicher Herrscher und seine Zeit, Göppingen 1998; Hartmut Jericke, Kaiser Heinrich VI. - der unbekannte Staufer, Gleichen und Zürich 2008.
