Kriegsführung und Waffentechnik

Kriegsführung und Waffentechnik

Im Unterschied zur römischen Antike und zur Praxis in Konstantinopel kannte man im Frankenreich kein stehendes Heer, das jederzeit für militärische Operationen zur Verfügung gestanden hätte. Karl der Große organisierte seine Feldzüge mit wehrpflichtigen Adligen und wehrpflichtigen freien Bauern, die fast jedes Jahr im Frühjahr zusammengezogen wurden und normalerweise drei Monate Kriegsdienst leisteten. Ähnliche Formen des Wehrdienstes waren auch im Heiligen Römischen Reich üblich, wobei zunehmend Ritter diese Aufgabe übernahmen. Außerdem wurden zunehmend auch Söldner angeworben.

Ritter kämpften zu Pferd und hatten normalerweise Fußvolk als Unterstützung. Für Kreuzzüge gab es besondere Heerfolge-Regelungen. Der einzelne Ritter sollte die "bewaffnete Pilgerfahrt" zwar aus eigener Entscheidung antreten, aber andererseits mussten bestimmte Organisationseinheiten Kontingente von Rittern zur Verfügung stellen, wenn der Lehensherr die Entscheidung für einen Kreuzzug getroffen hatte. Für die Ritterorden galten besondere Kreuzzugsverpflichtungen. Für einen Zug ins Heilige Land rechnete man normalerweise mit einer dreijährigen Abwesenheit (sofern man überhaupt zurückehrte). Es gab immer wieder Differenzen über die Frage, wann ein Kreuzzugsgelübde erfüllt war, denn der rein zeitliche Faktor war dafür nicht ausschlaggebend, sondern die Erreichung eines Pilgerzieles. Jerusalem aber wurde bei den meisten Kreuzzügen nicht erreicht.

Waren in der Antike offene Feldschlachten die häufigste Form der Kriegsführung, wurden im Mittelalter vor allem Belagerungen durchgeführt. Dabei griff man nicht nur die Befestigungen des Feindes mit Belagerungsmaschinen an, sondern verwüstete meist auch das Umland, um die Versorgung einer Stadt oder Burg zu erschweren. Umgekehrt zerstörten manchmal die Belagerten Wälder in der Umgebung, um den Holznachschub für die Belagerer zu unterbinden und den Bau von Belagerungsmaschinen zu erschweren. Eine erfolgreiche Belagerung musste nicht zwingend militärisch beendet werden, sie konnte auch in eine Verhandlungslösung münden. Um die Mauern zu brechen, wurden häufig Tunnel gegraben, um durch Hohlräume einen Einsturz herbeizuführen oder durch Feuer und Explosionen die Mauer zu schädigen.

Der Kampf selbst war sehr unmittelbar und körperlich. Fernwaffen spielten lange Zeit nur eine Nebenrolle oder eine vorbereitende Rolle. Pfeil und Bogen wurden von jeher eingesetzt. Die Normannen kannten Wurfspieße, die aber wieder aus der Mode kamen. Eine besondere Rolle nahm die Armbrust ein, da sie nicht nur eine hohe Präzision ermöglichte, sondern auch eine hohe Durchschlagskraft hatte. Papst Innozenz II. verbot die Waffe 1139 (im Einsatz gegen Christen), dennoch setzte sie sich zunehmend durch. Unter den Kriegsmaschinen wurden Katapulte, die man bereits in der Antike verwendet hatte, weiterentwickelt.

Die psychologische Kriegsführung spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Es kam beispielsweise vor, dass Verteidiger Kriegsgefangene an die Mauern banden, um die Angreifer zu demoralisieren und einen Beschuss der Mauern zu erschweren. Mittels Katapulten wurden übelriechende Stoffe, z. B. Fäkalien, in Fässern auf den Feind geworfen, teilweise schleuderte man sogar die Leichen von Feinden.

Auch Seuchen waren manchmal kriegsentscheidend.

Grundausstattung eines Ritters mit mehrköpfigem Gefolge waren ein Streitross, ein Reisepferd und ggf. Transporttiere, außerdem die Schutzbewaffnung (Helm, Schild, Kettenhemd etc.) und natürlich die Streitwaffen (Schwert, Dolch, Lanze, Streitaxt und ggf. weitere Waffen). Er hatte für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen (und für den Unterhalt seines Fußvolkes).

Der Alltag auf einem Kriegszug war schwierig. Selbst oder gerade wenn man ein festes Lager aufschlug, galt es Versorgungsprobleme zu meistern. Die sanitären Verhältnisse waren oft katastrophal, was die Ausbreitung von Seuchen beschleunigte. Auch deshalb erreichte oft nur ein Teil der Ritter das eigentliche Ziel.

Obwohl es häufig zu Konflikten, Fehden und Kriegen kam, berichten mittelalterliche Quellen nicht sehr detailfreudig von den eigentlichen Kampfhandlungen. Der Historiker Hans-Henning Kortüm begründet dies folgendermaßen: "Weil Tötungsvorgänge in aller Regel vielfacher Tabuisierung unterworfen sind, lässt sich kriegerischer Alltag oft nur erahnen." (Enzyklopädie des Mittelalters, Bd. 1 (s. Lit.-Verz.), S. 278)




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