Otto IV. von Braunschweig

Otto IV. von Braunschweig (1175/76-1218) - der Gegenspieler

Auf dem Karlsschrein zu Aachen finden sich gleichermaßen die Abbildungen des Welfen Otto IV. und des Staufers Friedrich II. Dies mag als Beleg gelten, dass Friedrich II., der die Umbettung der Gebeine Karls des Großen in diesen Schrein vollzog, trotz aller Gegnerschaft seinem geschlagenen Widersacher Respekt zollte.

Otto IV., 1198 in einer Doppelwahl zum König gewählt und in Aachen gekrönt, wurde nach der Ermordung des Königs Philipp von Schwaben (1208) zum Kaiser gekrönt (1209). Er hatte dem Papst weitgehende Zugeständnisse gemacht (Neusser Eid vom 8. Juni 1201), welche die Stellung des Papstes spürbar stärkten. Nach seiner Kaiserkrönung hielt sich Otto IV. jedoch nicht an die Versprechungen. Aufgrund seines Versuches, auf unrechtmäßige Weise die Macht über das Königreich Sizilien an sich zu reißen, wandten sich die deutschen Fürsten gegen Otto IV. und sprachen sich für Friedrich II. als neuen Herrscher aus. Aber nur mit Mühe konnte sich Friedrich II. gegen seinen Widersacher behaupten. Dieser plante, zusammen mit dem englischen König den französischen König, Verbündeten Friedrichs II., zu stürzen und anschließend die Macht in Deutschland auszubauen. Nach der Niederlage von Bouvines (1214) zog sich Otto IV. von der politischen Bühne zurück und starb 1218 auf der Harzburg bei Goslar unter erschütternden Umständen. Verzweifelt und unter Selbstgeiselungen hatte er versucht, die Lösung vom Kirchenbann zu erlangen.

Zu den weitreichenden politischen Entscheidungen Ottos IV. gehört der erwähnte Eid von Neuss (8. Juni 1201). Ferdinand Gregorovius sieht in ihr einen wichtigen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Kaiser und Papst sowie zwischen Reich und Kirche. In seiner leidenschaftlich formulierten Geschichte der Stadt Rom formuliert er: "Otto schwor, der Kirche Sizilien zu erhalten, ohne dabei die Rechte Friedrichs zu erwähnen ... Der ... Welfe überging die Rechte des Reichs mit Schweigen ... Es gab allen von Innocenz vollzogenen Umwälzungen die rechtsgültige Bestätigung. Die berühmte Kapitulation von Neuß wurde demnach die erste authentische Grundlage für die praktische Herrschaft des Papsts im Kirchenstaat. Alle folgenden Kaiser haben sie anerkannt; und so verwandelten sich die früheren unerweisbaren Schenkungen seit Pippin in eine Urkunde von unstreitbarer Echtheit ... Das römische Imperium wurde ein Schattenbild."     (Ferdinand Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter II,1; Darmstadt 1978, S. 322)

















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