Stauferzeit

Stauferzeit

Die Staufer spielten vom 11. bis 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Aus ihrer Familie gingen mehrere römisch-deutsche Könige sowie drei Kaiser des Heiligen Römischen Reiches hervor.

Die "Staufer" werden benannt nach der Burg Staufen (Hohenstaufen) am Rande der Schwäbischen Alb. Sie selbst  bezeichneten sich nur selten auf diese Weise. Auch ist die Burg Staufen nicht der einzige geneaologische Bezugspunkt für die Staufer. An politischer und historischer Bedeutung gewannen die Staufer, als sie 1079 zu Herzögen von Schwaben aufstiegen. Herzog Friedrich I. verdankte diese Würde dem Salierkaiser Heinrich IV., welcher Friedrich mit seiner Tochter Agnes (von Waiblingen) verlobte. Das Herzogtum Schwaben, welches damals weit in den Alpenraum hineinreichte (die Bodenseestadt Konstanz lag ungefähr in der geographischen Mitte), wurde zu einer wichtigen Basis der weiteren Entwicklung. Daher wurden die Staufer in bestimmten Zusammenhängen auch als "Schwaben" bezeichnet (wie man es heute noch in Apulien antreffen kann). Der Staufername gewann später als unterscheidende Bezeichnung für die Herrscherdynastie an Bedeutung.

Eine bedeutende Rolle in der staufischen Politik spielte Italien. Die norditalienischen Städte emanzipierten sich im hohen Mittelalter zunehmend von der Herrschaft des Reiches. Zu diesem strategischen Zweck verbündeten sich einige Städte mit dem Papst (sog. Guelfen, im Unterschied zu den Ghibellinen).

Anders als in Frankreich entwickelte sich in Deutschland keine Erbmonarchie. Das Wahlrecht nutzten die deutschen Fürsten immer wieder zum Ausbau eigener Ansprüche, was die Ausbildung zentralistischer Herrschaft verhinderte. Der römisch-deutsche König war ein Herrscher auf Reisen, der die Macht mit den Fürsten teilen musste.

In die Stauferzeit fällt der Höhepunkt der Kreuzzugsbewegung sowie des mittelalterlichen Burgenbaus. Unterstützt von einer Warmzeit befanden sich Bevölkerungswachstum, Wirtschaft, Handel, Technik, Städtebau und Infrastruktur in einer langen Wachstumsphase. Zahlreiche Universitäten wurden im 13. Jahrhundert gegründet.

Im 14. Jahrhundert kühlte das Klima deutlich ab. Es kam zu Pestepidemien. In Frankreich herrschte der Hundertjährige Krieg, während im Heiligen Römischen Reich Wittelsbacher, Luxemburger und Habsburger um die Krone konkurrierten.

EinigeEreignisse und Weichenstellungen der Stauferzeit wirkten sich nachhaltig auf die weitere historische Entwicklung aus und sind teilweise bis heute spürbar.

Aus dem Ringen zwischen Papst und Kaiser ging der Papst weitgehend als Sieger hervor. Die römisch-katholische Kirche entwickelte sich in Richtung einer Papstkirche bzw. päpstlichen Monarchie. An den Anfängen den Christentums hatte ein kollegiales Leitungsprinzip (presbyteriales Prinzip) gegolten, das zunehmend vom hierarchischen, monespikopalen Leitungsprinzip einer bischöflichen Kirchenverfassung verdrängt wurde. Für eine gewisse Zeit wurden kollegiales und monepiskopales Prinzip miteinander verknüpft. Die Bischöfe bildeten eine Gemeinschaft von mehr oder weniger Gleichrangigen. Der Bischof von Rom hatte schon sehr früh eine Sonderstellung, aber er verstand sich als "primus inter pares" (Erster unter Gleichen). Auch der Patriarch von Alexandria führte (und führt) den Papsttitel. Die Patriarchen von Antiochia und Konstantinopel repräsentierten zwei weitere Zentren des Christentums. Im 12. und 13. Jahrhundert, nachdem die anderen großen Zentren des frühen Christentums erobert worden waren, Konstantinopel von der Kirchenspaltung betroffen und lange Zeit von Kreuzfahrern besetzt worden war, nutzte der Papst seine Stellung als letzter verbliebener unabhängiger Patriarch und erhob sich nicht nur über die Schwesterkirchen, sondern auch im weltlichen Sinne über die weltlichen Herrscher.  Kreuzzugsdoktrin, Ablasswesen, Ketzergesetze und anderes kamen als Instrumente päpstlicher Politik hinzu. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Widerspruch. Viele Ursachen der Reformation nehmen im 12. und 13. Jahrhundert ihren Anfang. Die Staufer unterlagen letztlich dieser Entwicklung des Papsttums, allerdings ohne sich zu beugen. In ihrer Zeit endete auch eine lange Tradition des geschwisterlichen Christentums und einer kollegialen Kirchenverfassung.

Im 12. und 13. Jahrhundert kam es zu politischen Strukturbildungen, die für die spätere Entwicklung von Nationalstaaten eine wichtige Rolle spielten. Dies betraf inbesondere Frankreich und England, aber auch Spanien oder den Deutschordensstaat, aus dem später Preußen hervorging. In Deutschland spielten die Reichsfürsten eine dominante Rolle. Man kritisiert immer wieder, die Stauferkönige hätten den deutschen Reichsfürsten zu viele Freiheiten und Privilegien gewährt und damit die Entwicklung eines Nationalstaats erschwert. Diese Kritik dürfte ihre Berechtigung haben, aber zugleich sollte man berücksichtigen, dass auf diese Weise eine föderale Struktur vorbereitet wurde, die heute als wichtige Errungenschaft gilt. In Italien wiederum verschärfte sich im 12. und 13. Jahrhundert der Nord-Süd-Gegensatz. Dies allerdings hat weniger mit den Staufern zu tun als mit der Entwicklung der Stadtstaaten im Norden und mit der Ausbreitung des Kirchenstaates zwischen den Stadtrepubliken im Norden und dem Königreich Sizilien im Süden. Das normannisch-staufische Süditalien verfügte über eine hochentwickelte Verwaltung und zeigte viel eher als der Norden vorbereitende Entwicklungstendenzen in Richtung eines Nationalstaats. Aber nach dem Ende der Stauferherrschaft rückte Süditalien an die europäische Peripherie und wurde politisch vernachlässigt.




Leseempfehlungen

Knut Görich: Die Staufer. Herrscher und Reich, München (3) 2011

Alfried Wieczorek, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die Staufer und Italien, Ausstellungsband und Essay-Band, Mannheim und Darmstadt 2010





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