Die Welt der Klöster


Die Welt der Klöster

Die Entwicklung des christlichen Mönchtums hatte verschiedene Gründe. Erste Formen bildeten Einsiedler, die sich vor allem in Ägypten und Syrien in die Einsamkeit begaben. Ihr Anliegen war es, ein Leben in Übereinstimmung mit den biblischen Geboten zu führen, was in der weltlichen Betriebsamkeit oftmals nicht möglich erschien oder schwer umzusetzen war. Der Rückzug in die Einsamkeit sollte zudem eine kontemplative Lebensweise ermöglichen. Gebet und Meditation sollten zur Selbsterkenntnis und zur Gotteserkenntnis führen. Wegweisend wurde beispielsweise der Einsiedler Antonius (+356), welcher in der Vita Antonii bereits zu Lebzeiten vom einflussreichen Bischof und Patriarchen Athanasius von Alexandrien beschrieben wurde. Wie bei vielen anderen Einsiedlern ließen sich Schüler in der Nähe nieder und bildeten klösterliche Gemeinschaften. Auf diese Weise entstanden die beiden Grundformen des Mönchtums: Anachoreten (Einsiedler) und Könobiten (gemeinschaftlich lebende Mönche). Klösterliche Gemeinschaften orientierten sich an bestimmten spirituellen und praktischen Regeln, die meist von Äbten verschriftlicht wurden. Ein frühes Beispiel ist die Mönchsregel des Heiligen Pachomius (+346).

Vom Beispiel der ägyptischen und syrischen Mönche wurden Christen aus allen Teilen der christlichen Welt angezogen. Die Berichte des Johannes Cassian (+um 435), die Regel des Augustinus (+430) und andere Impulse beflügelten die Entwicklung des Mönchtums im Westen. Besonderen Anteil hatte Benedikt von Nursia (ca. 480-547), dessen Mönchsregel zur bestimmenden Mönchsregel in der lateinischen Kirche wurde. Seit der konstantinischen Wende im 4. Jahrhundert galt das Mönchtum als Entfaltungsraum eigentlichen Christseins, während die Kirche durch die Teilhabe an der Macht einige problematische Entwicklungstendenzen zeigte und sich zunehmend als Reichskirche verstand. Aus einer Kirche, die immer wieder Verfolgungen ausgesetzt gewesen war, wurde eine Kirche, die ihrerseits phasenweise Minderheiten zurückdrängte oder unterdrückte. Während es lange Zeit ein Risiko gewesen war, das Amt eines Priesters oder Bischofs zu übernehmen, wurden nun auch Karrieristen von solchen Ämtern angezogen.

In karolingischer Zeit wurde das benediktinische Mönchtum stark gefördert und fungierte auch als Träger der kulturellen Entwicklung. In Klosterbibliotheken wurde das Wissen der Zeit gesammelt, einschließlich antiker Schriften. Durch ständiges Kopieren in Skriptorien wurden diese Werke für die Zukunft gesichert. Klosterschulen waren zentrale Orte der Bildung. Zugleich dienten Klöster der Kolonisierung. Sie wurden häufig in abgelegenen Waldgebieten gegründet, wo das Land nutzbar gemacht werden sollte und kleine Zentren menschlicher Zivilisation aufgebaut werden sollten. Zugleich stützten Klöster häufig die weltliche Macht. Häufig wurden Klöster von Adligen, Fürsten, Königen oder Kaisern gegründet und blieben den Gründern verpflichtet, während Bischöfe und Priester zunehmend innerkirchlich bestimmt wurden. Eine Besonderheit stellte das Kloster Cluny dar, welches 910 von Wilhelm I., Herzog von Aquitanien und Graf von Mâcon, in besonderer Weise gegründet wurde, denn es sollte selbstständig sein. Von dort aus entwickelte sich später eine Reformbewegung, die die Emanzipation der Kirche und des Klerus von weltlichen Mächten propagierte und letztlich zum Erstarken des Papsttums führte, leider aber auch die Kreuzzugsdoktrin und die Ketzerdoktrin mitentwickelte.

Aus dem Mönchtum gingen immer wieder Reformbewegungen hervor. Iroschottische Mönche missionierten vom 6. bis 8. Jahrhundert auf dem europäischen Festland und zogen im 11. Jahrhundert durch Europa, um die Christenheit zu erneuern. Die Zisterzienser wurden im 11. Jahrhundert als Reformorden in direkter Nachbarschaft zu Cluny gegründet, da man den Eindruck hatte, das benediktinische Mönchtum sei zu reich und mächtig geworden, habe sich weit von seinen Ursprüngen entfernt.

Auch die Franziskaner und Dominikaner entstanden aus Reformbewegungen. Mit ihnen entwickelte sich eine neue Form des Mönchtums, das vor allem in Städten angesiedelt war und die Armut zum zentralen Thema machte.

Anders als noch die Ottonen oder Salier traten die Staufer seltener als Kirchen- oder Klosterstifter auf, was wesentlich mit der neuen Aufgaben- und Machtverteilung zwischen Kirche und Reich zu tun hatte. Das Mönchtum und Ordenswesen spielte in der Stauferzeit dennoch eine sehr wichtige Rolle: spirituell, kulturell, kirchenpolitisch und politisch. Sogenannte Reichsäbte waren im Reichstag vertreten und nahmen phasenweise Einfluss auf die Königswahl. So ist bekannt, dass an der Wahl Philipps von Schwaben Reichsäbte beteiligt waren. Neu gegründete Universitäten ergänzten die zahlreichen Kloster-, Stifts-, Dom- und Pfarrschulen oder lösten diese ab. Aber auch innerhalb der Universitäten waren die Orden stark vertreten. Das Bildungswesen lag weiterhin vor allem in der Hand von Priestern und Ordensleuten.

Mönche traten auch als Kreuzzugsprediger auf. Berühmtestes Beispiel ist der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (+1153), der unter anderem den römisch-deutschen König Konrad III. zum Kreuzzug überredete. Seinen Kritiker fand Bernhard von Clairvaux in dem berühmten Abt von Cluny Petrus Venerabilis (+1156).


Leseempfehlung: Karl Suso Frank, Geschichte des christlichen Mönchtums, Darmstadt 2010.



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