Friedrich II.

Büste in Barletta
Friedrich II. (1194-1250) - letzter Höhepunkt staufischer Machtentfaltung

Titel Friedrichs II. (Friedrich Roger / Friedrich von Staufen/Hohenstaufen):
"Fridericus Secundus Dei Gratia Romanorum Imperator Semper Augustus"
   ● König Siziliens (Rex Siciliae)  [1198]
   ● Römischer König/römisch-deutscher König (Rex Romanorum)  [1196, 1211, 1212, 1215]
   ● Herzog von Schwaben (Dux Sueviae/Suevorum)  [1211/12 als Friedrich VII.]
   ● Römischer Kaiser (Imperator Romanorum)  [1222]
   ● König von Jerusalem (Rex Hierosolymitanus)  [1225]
   ● (König von Italien (Rex Italiae))  [1211/12]
   ● (König von Burgund (Rex Arelatensis/Rex Burgundionum))  [1211/12]
Die genaue Dauer der Titelführung ist teilweise unklar oder umstritten. Es gibt beispielsweise folgende Probleme: Friedrich wurde mehrfach zum römisch-deutschen König gewählt und zwei Mal gekrönt (1212 in Mainz, 1215 in Aachen). Nach der Heirat mit Isabella von Brienne, der Thronerbin des Jerusalemer Königtums, 1225, beanspruchte Friedrich den Titel König von Jerusalem. Es gab aber nie eine allgemein anerkannte Krönung. 1129, kurz nachdem Friedrich in der Grabeskirche zu Jerusalem in königlichem Habitus erschien, wurde sein neugeborener Sohn Konrad Thronerbe. Zu diesem Zeitpunkt war Friedrich außerdem vom Papst gebannt. Der Papst sprach 1245 die Absetzung als Kaiser aus. Die Rechtswirksamkeit dieser Maßnahme war von Anfang an umstritten und ist bis heute juristisch nicht geklärt.


Lebensweg

Friedrich Roger wurde am 27. Dezember 1194 in der Kleinstadt Jesi (bei Ancona) geboren. Seine Mutter, die Normannin Konstanze von Sizilien, Thronerbin des Königreichs Sizilien, war zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt. In zehn Ehejahren mit dem Stauferkaiser Heinrich VI. war dem Ehepaar kein Kind geschenkt worden. Es kursierten Gerüchte, Friedrich sei gar nicht das Kind seiner Eltern. Nach der Überlieferung fand die Niederkunft auf dem Marktplatz statt, was als Beleg der rechtmäßigen Abkunft des künftigen Herrschers galt. Friedrichs Gegner dagegen behaupteten, er sei ein untergeschobenes Kind. Fast zeitgleich mit Friedrichs Geburt ließ sich sein Vater Heinrich VI. in Palermo zum König Siziliens krönen. Das Königreich Sizilien umfasste damals nicht nur die Insel Sizilien, sondern Süditalien und war eines der blühendsten und reichsten Herrschaftsgebiete Europas.

Friedrich erlebte allerdings keine einfache Kindheit. Kurze Zeit nach seiner Geburt übergab ihn seine Mutter der Familie des Herzogs von Spoleto. Herzog Konrad von Urslingen stammte aus der Nähe von Rottweil (Schwaben) und war ein Vertrauter der kaiserlichen Familie. Friedrich verbrachte einige Zeit in Foligno. 1996 wurde Friedrich in Abwesenheit von den deutschen Fürsten in Frankfurt zum römisch-deutschen König gewählt, während sein Vater einen Kreuzzug vorbereitete. Kurze Zeit später starb Heinrich VI. Friedrichs Mutter übte die Regentschaft in Sizilien aus und holte Friedrich nach Palermo, wo er am 17. Mai 1198 zum König Siziliens gekrönt wurde. Aber auch Konstanz starb zu früh (1198), um Friedrich auf künftige Aufgaben vorbereiten zu können. Papst Innozenz III. übernahm die Vormundschaft, bis Friedrich 14 Jahre alt wurde (1208).

Im nördlichen Reichsteil war nach der doppelten Königswahl (1198) ein Thronstreit zwischen dem Welfen Otto IV. von Braunschweig und dem Staufer Philipp von Schwaben ausgebrochen. 1208 hatte sich die Mehrheit der Reichsfürsten für Philipp ausgesprochen, auch weil er die Fürsten durch seine Großzügigkeit für sich gewonnen hatte. Da aber wurde Philipp ermordet, und Otto IV. gewann wieder die Oberhand. 1209 wurde Otto IV. in Rom zum Kaiser gekrönt und begann anschließend - entgegen anderslautender Versprechungen -, Süditalien zu erobern. Der Papst bannte ihn, was Otto aber nicht aufhalten konnte. Er stand 1211 mit seinen Truppen bereits kurz vor Messina, als er die Nachricht erhielt, dass die Reichsfürsten Friedrich zum neuen Herrscher auserkoren hätten. Otto kehrte sofort nach Deutschland zurück. In einer abenteuerlichen Reise eilte Friedrich von Sizilien nach Deutschland, wobei er in Rom den Segen des Papstes erhielt. Otto hingegen ließ die Alpenpässe sperren. Nur mit Mühe konnte Friedrich 1212 nach Konstanz gelangen, das sich bereits seinem Widersacher zugewandt hatte. Konstanz aber lag mitten im Herzogtum Schwaben, dem Kernland der Staufer. Erzbischof Berard von Castanea (Castagna) trat im Namen des Papstes auf und verlangte die Öffnung der Stadttore für Friedrich, woraufhin Bischof Konrad II. von Tegerfelden den künftigen König einließ. Dieser historische Augenblick gilt als Wendepunkt im Thronstreit, wobei sich Friedrich erst 1214 wirksam durchsetzen konnte. Otto hatte den Plan gefasst, im Verbund mit England den französischen König anzugreifen und die Machtverhältnisse in Frankreich zugunsten der Plantagenets und in Deutschland zugunsten der Welfen zu verschieben. Friedrich warnte den mit ihm verbündeten französischen König Philipp II. August, welcher in der epochalen Schlacht von Bouvines (1214) Otto IV. besiegte. Otto zog sich zurück und starb 1218 unter tragischen Umständen auf der Harzburg bei Goslar, nachdem er vergeblich versucht hatte, die Lösung vom Kirchenbann zu erreichen. Friedrich hingegen wurde 1215 in Aachen zum römisch-deutschen König gekrönt.

Dass der junge König in Aachen versprochen hatte, einen Kreuzzug ins Heilige Land anzuführen, war einerseits eine geschickte strategische Entscheidung, um sich als Anführer der westlichen Christenheit zu positionieren und die Kaiserkrönung vorzubereiten. Auch stellte er sich auf diese Weise in die Tradition seines Vaters und seines Großvaters, wenn nicht Karls des Großen. Andererseits lud er sich eine schwere Bürde auf, die zum Dauerstreit mit dem Papst führte. Erst 1228 brach Friedrich ins Heilige Land auf, nachdem er dem Kirchenbann verfallen war. Zunächst aber erreichte er tatsächlich die Kaiserkrönung (1220), zusammen mit seiner Frau Konstanze von Aragon. 1222 starb Konstanze. Auch auf Wunsch des Papstes vermählte sich Friedrich 1225 mit Isabella II. von Jerusalem. Isabella starb bereits 1228 nach einer kurzen, nicht gerade glücklichen Ehe, unmittelbar nach der Geburt ihres Sohnes Konrad. Friedrich war zuvor mit einer Streitmacht ins Heilige Land aufgebrochen und erlangte Jerusalem durch eine Verhandlungslösung zurück. In der Zwischenzeit aber hatten päpstliche Truppen Süditalien besetzt. Friedrich gelang die Rückeroberung. 1230 versöhnten sich Papst und Kaiser (für einige Zeit).

Bedingung der Kaiserkrönung von 1220 war es gewesen, dass Friedrich seinen Sohn Heinrich die römisch-deutsche Königskrone überließ. Er tat dies aber nur halbherzig, was später zu Konflikten mit Heinrich führte, welcher sich gegen seinen Vater erhob. 1235 besiegte Friedrich in einer Schlacht bei Reutlingen seinen Sohn. Dieser unterwarf sich, fand aber keine Gnade, sondern wurde enttront und bis zu seinem Tod gefangen gehalten. Ebenfalls 1235 heiratete Friedrich Isabella von England, die Schwester des englischen Königs Heinrich III. Die Verbindung zum englischen Königshaus wurde aber nicht dauerhaft gestärkt, auch weil Friedrich seiner Frau wenig Aufmerksamkeit schenkte.

1243 bestieg Innozenz IV. den päpstlichen Thron. Der ehemalige Freund Friedrichs wurde zu seinem großen Feind. 1245 verkündete er die Absetzung des Kaisers auf dem Konzil von Lyon, ohne dass diese Absetzung auf allgemeine Anerkennung gestoßen wäre. 1248 erlitt der Kaiser eine schwere Niederlage vor den Toren Parmas. Diese Niederlage steht symbolisch für das langjährige Kräftemessen mit den norditalienischen Städten, das der Staufer nicht für sich enscheiden konnte. Friedrich zog sich in sein Königreich Sizilien zurück, wo er unangefochten regierte. 1250 starb er als Gebannter. Seine Nachkommen konnten noch einige Jahre einen Teil der vorherigen Macht sichern, fielen aber auf dem Schlachtfeld, starben an Seuchen oder wurden umgebracht.


Zur Bedeutung Friedrichs II.

Friedrich II. gehört zu den faszinierendsten, aber auch zu den umstrittensten Gestalten und Gestaltern der europäischen Geschichte. Wäre er früher gestorben, die Nachwelt würde wohlwollender auf ihn schauen. Aber Friedrich musste sich nicht nur sein Erbe erkämpfen, was ihm in den Jahren bis 1222 gelang und wofür er viel Anerkennung fand. Er musste sein Erbe auch verteidigen - letztlich vergeblich, denn seine Widersacher unter der Führung der Päpste Gregor IX. (Pontifikat 1227-1241) und Innozenz IV. (Pontifikat 1243-1254) hatten sich die Vernichtung seiner Herrschaft und seiner Familie zum Ziel gesetzt. Ab dem Jahr 1227 lag ein schwerer Schatten auf dem bis dahin erfolgreichen Kaiser. Als vom Papst Gebannter brach er ins Heilige Land auf, gewann die Pilgerstätten, allen voran Jerusalem, durch geschickte Verhandlungen für die Christenheit zurück. In der Zwischenzeit aber hatte der Papst Friedrichs Stammland in Süditalien besetzen lassen. Zwar gelang Friedrich eine rasche Rückeroberung, und er versöhnte sich zeitweilig mit Gregor IX., aber der Friede war nicht von Dauer. Sein Sohn Heinrich, römisch-deutscher König und Friedrichs Sachwalter in Deutschland, erhob sich gegen seinen Vater und fügte seiner eigenen Familie und der Entwicklung des Reiches schweren Schaden zu. Der Vater reagierte hart. Das daraus resultierende Schicksal Heinrichs wurde zur schweren Hypothek für die Stauferfamilie.

Der Untergang der Staufer- und Normannenherrschaft ist vielfach beschrieben worden und wird auch in Zukunft Menschen bewegen. Abgesehen von dramatischen menschlichen Schicksalen wurde dadurch die europäische Politik spürbar beeinflusst. Die Folgen der kirchlichen Politik des 13. Jahrhunderts sind hingegen immer noch in einem eher halbbewussten als bewussten Zustand. Man hat sich daran gewöhnt, das mittelalterliche Papsttum summarisch als machtversessen abzutun und es einer längst vergangenen Periode der Kirchengeschichte zuzuordnen. Dabei übersieht man nicht nur charismatische Einzelpersönlichkeiten und die teilweise existenziellen Nöte vieler Päpste, man unterschätzt auch die Langzeitfolgen, die sich daraus ergeben, dass sich das Papsttum in umfangreichem Maße weltliche Macht angeeignet hat, ja diese in einer universalistischen Art für sich beansprucht hat. Im Traditionsverständnis der katholischen Kirche dominiert die Kontinuität. Die Entscheidungen der Päpste und Konzilien des Mittelalters, sofern sie nicht von vornherein als niederschwellig oder zeitlich begrenzt definiert waren, haben kein Verfallsdatum. Nur selten wurden solche Entscheidungen revidiert. Sollten sie unangemessen sein, geraten sie im günstigen Fall in Vergessenheit. Ketzer- und Kreuzzugsdoktrin beispielsweise aber wurden nie gründlich aufgearbeitet und revidiert. Auch der Bannspruch über Friedrich II. (und andere rechtmäßige Herrscher) wurde nicht zurückgenommen. Vertreter der Kirche verbreiteten Lügen über das Sterben des Kaisers. Demnach soll er den Tod eines Ketzers gestorben sein, was auch immer dies bedeutet. Bis heute ist Friedrich II., von Papst Honorius III. gesalbter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches,  exkommuniziert - ebenso sein treuester Begleiter, der Erzbischof von Palermo, der verdienstvolle Berard de Castanea. Macht man sich dies bewusst, überkommt einen Trauer nicht nur für den Kaiser und seinen treuesten Wegbegleiter, sondern auch für den Papst, der sich in dieser Angelegenheit im Hass selbst verloren hat. Bis heute ist dieser schwere Makel nicht behoben.

Im 13. Jahrhundert hatte die Kirche die Chance, sich auf die eigenen Ursprünge hin zu erneuern. Leuchtendes Beispiel dafür ist der Heilige Franziskus (1181/82-1226). Es gab beeindruckende theologische Aufbrüche, man denke an Albertus Magnus, Bonaventura, Thomas von Aquin, Meister Eckhart. Klöster und Kathedralen sind bis heute Zeugen und Erfahrungsräume eines tiefen Glaubens und einer intensiven Spiritualität. Viele Päpste des 13. Jahrhunderts aber arbeiteten am Ausbau der weltlichen Macht und entwickelten die Ketzer- und Kreuzzugsdoktrin zu einem despotischen Machtinstrument, wie es das Beispiel des furchtbaren Albigenserkreuzzugs (1209-1229) zeigt. Päpstliche Schreiben und Konzilien - die dem Dienst heiliger Ziele vorbehalten sind - wurden dafür instrumentalisiert. Die Franziskaner, Hoffnungsträger einer geistigen Erneuerung, verloren sehr früh ihre Unbefangenheit und ließen sich als besonders radikale Kreuzzugsprediger vereinnahmen, auch als Prediger im Kreuzzug, der gegen Friedrich II. ausgerufen wurde. Hohn sprach dies über den Heiligen Franziskus und dessen Pazifismus.

Man hat Friedrich II. als einen Vorläufer der Renaissance bezeichnet. In einem anderen Sinne könnte man auch Innozenz IV. als einen Vorboten der Renaissance betrachten, denn er hat den Weg bereitet, welcher die Amtsführung einiger Renaissance-Päpste möglich gemacht hat. In jedem Fall werden im 13. Jahrhundert Weichen gestellt, die die Geschichte der Kirche und die Geschichte Europas entscheidend beeinflussten. Die französischen Könige konnten im 13. Jahrhundert eine Erbmonarchie durchsetzen, was die Entwicklung Frankreichs zum phasenweise mächtigsten Staat in Europa begünstigte. In Deutschland hingegen wurde die Wahlmonarchie trotz gravierender Erfahrungen im Thronstreit zwischen Staufern und Welfen zementiert, was dem Regionalismus Vorschub leistete, aber letztlich auch den heutigen Föderalismus vorbereitete. Der Kirchenstaat erfuhr unter Innozenz III. eine politische Festigung, welche nachfolgend ausgebaut wurde, während in den norditalienischen Städten eine starke Bürgerkultur entstand. Die Eroberung Konstantinopels durch die Kreufahrer hatte gravierende Folgen für das Verhältnis zwischen lateinischer und griechischer Kirche sowie für die Zukunft des verbleibenden Oströmischen Reiches. Die Araber wurden im 13. Jahrhundert aus vielen Besitzungen auf der iberischen Halbinsel und in Süditalien verdrängt, was die Nord-Süd-Teilung des Mittelmeeraumes verstärkte. 

In diesem so wirkungsvollen 13. Jahrhundert war Friedrich II. nicht die dominierende, aber doch eine herausragende Herrscherpersönlichkeit. In seinem Leben spiegeln sich viele Entwicklungen, welche für seine Zeit und für die Zukunft große Bedeutung erlangten.


Literaturempfehlungen

Olaf B. Rader, Friedrich II., Der Sizilianer auf dem Kaiserthron. Eine Biographie. München (3) 2011

Wolfgang Stürner, Friedrich II., Darmstadt 2009 (zwei Bände)


Share by: